Geschichten (er-)finden

Was treibt eine Story an?

Will ich eine Geschichte erzählen, dann brauche ich einen Motor, der sie vorantreibt. Das kann ein freundlicher Antreiber sein, wie etwa unsterbliche Liebe, die Sehnsucht nach Frieden und Allgemeinwohl oder einfach nur grenzenlose Neugier. Mindestens ebenso kraftvoll ziehen die niederen Gefühle durch die Story – Neid, Gier, Hass und Rache. Genauso gut eignen sich simple Grundbedürfnisse wie Sicherheit und Hunger.

Das Interessante ist, dass das moralische Vorzeichen des Antriebs prinzipiell egal ist. Beides, Liebe oder Gier, können dazu führen, dass wir exakt das selbe Ziel ins Auge fassen und die selben Handlungen setzen, um dieses Ziel zu erreichen. Das gibt uns beim Schreiben die Möglichkeit, unsere Leser um die Motive handelnder Personen bis zuletzt im Unklaren zu lassen.

Spannung braucht Störung

Sobald unsere Entscheidung für Antrieb und Ziel gefallen ist, haben wir einen ersten Handlungsstrang. Um aber Spannung zu erzeugen, benötigen wir zusätzlich eine Störung, einen Konflikt. Ein zweiter Handlungsstrang muss her, einer, der den geradlinigen Verlauf des ersten immer stärker gefährdet. Ansonsten wäre die Geschichte todlangweilig, weil niemand kämpfen muss, um zu gewinnen.

Jenseits von gut und böse

Eine spannende Story ist immer die Geschichte eines Konflikts. Es ist ein Kampf zwischen Menschen, Ideen und Gegebenheiten, manchmal auch der Kampf mit sich selbst. Und wie im richtigen Leben ist kein Mensch nur böse, der andere nur gut. Was treibt einen Immobilienspekulanten an, was einen Tierschützer, was eine Trickbetrügerin? Was muss aber geschehen, damit ein grundsätzlich bequemer Mensch beschließt, aufzustehen und in den Kampf zu ziehen?

Wir alle haben ein eigenes Bild von der Welt, einen Bezugsrahmen, nach dem wir uns ausrichten. Wer außerhalb dieses Rahmens operiert, ist unser Feind.

Ring frei zur ersten Runde!

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